Der LEADER-Region Knüll gehören die Städte und Gemeinden Breitenbach am Herzberg, Kirchheim, Neuenstein und Niederaula im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sowie Frielendorf, Homberg/Efze, Knüllwald, Neukirchen, Oberaula, Ottrau und Schwarzenborn im Schwalm-Eder-Kreis an.
Bevölkerungsstruktur und demografischer Wandel
Zum Jahresende 2012 lebten im Gebiet des Knüll 53.604 Menschen auf einer Fläche von 694 km². Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 77 Einwohnern pro km². Die Bevölkerungsentwicklung ist rückläufig, der Altersdurchschnitt steigend. Die Region hat Handlungsbedarf bei dem Ausbau von Dienstleistungs- und Versorgungsangeboten sowie der Schaffung von attraktiven Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen. Interkommunale Strukturen zur Erhaltung der Daseinsvorsorge und Konzepte zur Sicherung von Grundversorgung und Infrastruktur sind notwendig, ebenso die Attraktivierung der Region für junge Menschen.
Wirtschaft und Bildung
Die Wirtschaftsstruktur im Knüll ist vorwiegend durch Kleinst- und kleine Unternehmen geprägt. Diese Strukturen bedürfen einer Stärkung, Existenzgründungen der Förderung. Ältere Unternehmer haben Probleme, Betriebsnachfolger zu finden, hier ist Unterstützung notwendig. Weiche Standortfaktoren müssen besser genutzt werden. Es besteht Handlungsbedarf mit Blick auf eine integrierte Bildungsberatung, da die Vielzahl an Angeboten und Trägern die Bildungssuchenden in der Regel deutlich überfordert.
Land- und Forstwirtschaft
Die Land- und Forstwirtschaft ist die Grundlage für den Erhalt der Kulturlandschaft und daher von hoher Bedeutung im Knüll. Durch die verstärkte Nutzung von Biomasse für die Energiegewinnung konnte zum einen die regionale Wertschöpfung gesteigert werden, zum anderen steigt aber auch der Druck auf die vorhandenen Grünlandflächen. Die regionalen Potenziale von Holz als Energielieferant sind nahezu ausgereizt. Traditionelle Bewirtschaftungsformen sind häufig in Vergessenheit geraten. Handlungsbedarf besteht bei der gezielten Förderung der Vermarktung regionaler forst- und landwirtschaftlicher Produkte, bei der Diversifizierung der Produktpalette an regionalen Produkten sowie bei der Wiedereinführung traditioneller, wertschöpfender Landnutzungsformen wie z.B. der Beweidung von Bachtälern und Restflächen.
Tourismus und Naherholung
Der Knüll hat eine hohe Tourismusintensität und verfügt über eine umfangreiche und vielfältige Infrastruktur für den Freizeit- und Beherbergungsbereich, die für Aktivurlaub und für Natur- und Kulturerlebnis prädestiniert ist. Qualitativ hochwertige gastronomische Betriebe und Unterkünfte sind nicht in ausreichendem Maß vorhanden. Der Zusammenschluss zur TAG Rotkäppchenland hat einen positiven Impuls für den Tourismus im Knüll gegeben, Handlungsbedarf besteht jedoch bei der weiteren thematische Ausgestaltung des Themenfeldes „Rotkäppchen“. Der Aktivtourismus soll mit thematischen Akzenten weiterentwickelt und ein Angebot für E-Bikes ausgebaut werden. Die qualitative Aufwertung der touristischen Leistungen durch Weiterbildung der Akteure ist dringend erforderlich.
Energiewirtschaft
Die Nutzung regenerativer Energien, insbesondere aus Biomasse, ist in der Region deutlich gestiegen. Aufgrund des hohen Holzbedarfs in der Region sowie in Nachbarregionen ergeben sich hier die ersten Versorgungsengpässe. Von Vorteil ist die wachsende Kompetenz in der Region, die zukünftig eine noch stärkere Vernetzung erfahren kann. Hohe Potentiale der Energieeinsparung sind durch Dämmmaßnahmen bei Wohngebäuden gegeben. Handlungsbedarf besteht bei den Beratungsaktivitäten zur Verstärkung der Nutzung regenerativer Energien und Durchführung von Energieeinsparmaßnahmen im privaten Bereich und bei der gezielten Motivation zu quartiersbezogenen oder dorfübergreifenden Energiekonzepten. Positive Beispiele des naturkraft-netzes können verstärkt beworben und die Infrastruktur für E-Mobilität soll ausgebaut werden.
Verkehr und Mobilität
Der Knüll ist eine zentral gelegene Mittelgebirgsregion, die von der guten überregionalen Anbindung an die Autobahnen profitieren kann. Die interne Erschließung über den ÖPNV ist jedoch lückenhaft und korrespondiert nicht mit den demographischen Entwicklungen. In einzelnen Kommunen werden die vorhandenen Lücken bereits über ein ehrenamtliches Bürgerbusangebot aufgefangen. Erste Ansätze zum Ausbau der E-Mobilität sind durch die Errichtung von Ladesäulen vorhanden. Handlungsbedarf gibt es bei der Nutzung elektronischer Lösungen für Mitfahrangebote zur Verbesserung der Mobilität für junge Zielgruppen, dem flächendeckender Ausbau der ehrenamtlichen Bürgerbusangebote zur Verbesserung der Mobilität für ältere Zielgruppen und bei der Abstimmung und Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsarten.
Infrastrukturausstattung
Zunehmender Leerstand in den Dörfern beeinträchtigt die Lebensqualität und gefährdet die Infrastruktur. Gerade in den kleineren Dörfern sind heute kaum noch Angebote zur Nahversorgung und sozialen Infrastruktur vorhanden. Die Zahl der Hausärzte ist, insbesondere da Praxen häufig keine Nachfolger finden, rückläufig. Die Breitbandversorgung ist zum jetzigen Zeitpunkt nur mäßig ausgebaut, soll jedoch auf Ebene von Nordhessen bis 2020 flächendeckend zur Verfügung stehen. Es besteht Handlungsbedarf bei der Aufwertung der Bausubstanz und beengter Grundstückszuschnitte in den Dörfern. Innovative Konzepte zur Sicherung der Infrastruktur und der ärztlichen Versorgung müssen erprobt und die Erreichbarkeit der Kernstädte und –orte muss verbessert werden. Es gilt, Pilotprojekte zur Nahversorgung durchzuführen und Anwendungen für das Breitbandangebot zu entwickeln.
Regionalität, Kultur, Brauchtum
Die regionale Identität des Knüll ist durch handwerkliche und kulturelle Traditionen sowie durch zahlreiche kulturelle Initiativen geprägt. Traditionen wie z.B. das Backen, die auch für jüngere städtische Generationen von Interesse sind, werden hier bewahrt und gelebt und können für einen Austausch genutzt werden. Eine Reihe kultureller Initiativen hat sich untereinander vernetzt und erzielt mit gemeinsamen Aktivitäten Aufmerksamkeit. Handlungsbedarf gibt es bei der Nutzung des Interesses am „Landleben“ für positive Werbung für die Region und dem Austausch zwischen Jung und Alt, Stadt und Land. Die handwerklichen und kulturellen Traditionen sollen bewahrt und die Kulturinitiativen und deren Vernetzung sollen unterstützt werden.
Bürgerschaftliches Engagement
Im Knüll gibt es ein reges Vereinsleben, das jedoch durch den demographischen Wandel gefährdet ist, da weniger Akteure mit einem höheren Durchschnittsalter aktiv sind. Parallel hierzu etablieren sich neue Formen des Ehrenamtes: Jüngere Menschen haben eher Interesse an projektbezogenen Aktivitäten, durch die Vielzahl älterer Menschen und sich ändernder Familienstrukturen entsteht die Aufgabe, soziale Bedürfnisse über Nachbarschaftshilfe aufzufangen. Handlungsbedarf entsteht bei dem flächendeckenden Aufbau von Nachbarschaftshilfen bzw. Generationenhilfen, bei der Flexibilisierung der Vereinsstrukturen und bei der Stärkung des Miteinanders durch Orte der Begegnung.